Imagine / Co-Kreationen von Lyrik und Malerei
Ein Projekt von upTown Art
Sporgasse  23 / 8010 Graz, Österreich

Für das Ausstellungsprojekt waren Autoren und Autorinnen eingeladen, zu Bildern Texte zu verfassen. Sie kannten weder den Titel des Werkes noch den/die Künstler*in. Die mit den literarischen Kreationen verhüllten Kunstwerke laden ein, ausgehend vom Wort sich Gedanken zum Bild zu machen und im Kopf eigene Bilder erstehen zu lassen.

Bild: Robert Maier / „Mona Lisa“
Lyrik: Duanna Mund / „Perseiden“

Perseiden

Nacht
verkörpert,
Hand anlegen,
selbstverliebt.

Irgendwo,
kalt blinkend
stehst du,
siehst mir zu.

Da bluten die Sterne in mich.
Du, einer von ihnen,
springst mir
in den Nabel.

Dehnst, ziehst
groß, größer,
singend, lachend,
Pulsar, festgemacht tief unten.

Fortan dennoch
bist drüben,
siehst mich
im Regen der Sterne.

Du kannst nicht anders,
sagst du?
Schmeckst ja selbst wie ein Stern.
Kalt vor Glut.

Bild: Jasmine Wagner / „Die Linde“
Lyrik: Duanna Mund / "Midgard"

Midgard

Halt ein, sieh her und fürchte dich nicht!
Ich bin doch du und du mein Gesicht.

Im lüsternen Sog des vollen Mondes
dehnt sich die erste, die einzige Nacht.
Schwanger dem schwingenden Drachen,
kreißt der ewigen Wiederkunft Macht.

Invo- und exvociert, lüstern geweitet
weibt es im Mann und mannt es im Weib,
schwelgt Tüll in Vanille,
wo alles bereit.

Gepolstert auf knisterndem Aderngeflecht
ist keimblättrig webend, in Nektar gehüllt
dir freudig bereitet das Liebesnest,
in dem sich noch heute Bestimmung erfüllt.

Weil Außerhalb mündet ins Innenland,
weil null in der Stunde und jetzt im Dazwischen,
weil Staub wird zu Sternen, weil senkt sich die Hand,
weil Leben und Tod im Ende vermischen,

weil Blut wird der Ursuppe
strömender Grund,
der alles bestimmt
und öffnet den Mund

dem Wort.

Drum eile nicht länger
und fürchte dich nicht!
Komm, schließ mir dir Augen
ins brechende Licht!